KATA: STIL, FORM UND MACHT
Ein Beitrag von Varone Ciro, aus dem italienischen übersetzt
Von mir in Grammatik und Ausdruck etwas verändert
Kata sind die Quellen, die den Basiskatalog des Karate bilden. Jeder Stil hat seine eigene Besonderheit, die sich nach den Erfahrungen der Vorläufer gebildet hat, in den Kata finden wir die Technik,Taktik, Strategie, den Rhythmus, die Methode und die Macht, um die Gesundheit zu erhalten und schließlich die Ästhetik, die den Stil charakterisiert.
Kata sind erfahrene Filter, die die Fähigkeiten eines Karate-Meisters kondensieren. Dies ist einer der Gründe, warum jeder Karate-Stil seine Kata hat, die sich manchmal ähnlich und sich mit denen anderer Stile ergänzen, da sie aus derselben Kampfkunst stammen, manchmal anders, weil sie interpretative Varianten gefolgt sind und verschiedene Lösungen für die gleichen Probleme gefunden.
Für die Zwecke der Anwendung ermöglichen Kata das maximale Niveau zu erreichen, wenn sie richtig gelernt wurden, geben sie dem Budoka die Möglichkeit, maximale Muskelkapazität in Bezug auf Geschwindigkeit, Kraft, Elastizität und Qualität auszudrücken, die nach ihrer persönlichen Erfahrung aufgenommen wurden bestimmen die Handwerkskunst und den höchsten Ausdruck der Reife ihres Charakters.
Kata wurden dazu konzipiert, auch ohne Gegner, ohne Trainer, in großen Räumen, aber auch an engen Orten trainiert zu werden, aber die Führung eines Meisters verbessert sein Verständnis und seine technisches Vermögen, eine gesunde Umgebung erleichtert das Lerne. Nach einer gewissen Zeit der Übung von Kihon wird auch ein Partner eine große Hilfe sein, um Kata "realistisch" zu üben.
Durch die Kata drückt der Geist des Budoka seine psychophysische Aktivität aus und zeigt die Einstellung und Bedeutung (auf japanisch Shisei).
Die Meister, die Kata erschufen, fügten das obligatorische Embusen (die Linien mit den Positionen) ein, um diese Praxis zu einem "Weg" zu machen, eine echte multidimensionale Strecke zu machen, der man folgen, entschlüsseln, verstehen und an andere Karatekas treu weitergegeben kann.
Embusen muss genau und ohne Abweichung verfolgt werden. Um die Perfektion und Dominanz der Kata zu erreichen, muss der Karateka eine Person sein, die nicht aufgibt: Entschlossenheit ist eine der charakteristischen Eigenschaften, die dem Übenden auf lange Zeit helfen und fördern, den schwierigen Weg des Lernens und der kunstvollen Ausführung zu meistern.
Auch der große Schwertkämpfer Miyamoto Musashi beschrieb die Aspekte des Shisei.
Bei Budopedia wird shisei wie folgt beschrieben:
Mit shisei bezeichnet man die Einheit der physischen und psychischen Haltung (mi gamae und ki gamae) in den Wegkünsten (dō). Shisei ist neben der Körperspannung (kinchō) und der Atmung (kokyū) eine der drei Grundsäulen aller Übungen in den Kampfkünsten. Im Japanischen steht shi für eine Form oder Gestalt und sei für die Kraft, die zum Einnehmen dieser Form / Gestalt notwendig ist. Die Korrektheit der Form ist wichtig, doch eine Haltung ist unvollkommen, wenn sie keine Kraft und keine Energie hat. Erst die Einheit der beiden Elemente macht die wahre Haltung aus. Shisei steht für die Gesamthaltung (physisch und psychisch) und meint die Haltung eines Menschen gegenüber allen Situationen des Lebens.
KARATE IM BUDOKAN
Eine Erläuterung über das Karate, wie es im BUDOKAN betrieben wird
Karate Do ( der Weg der leeren Hand ) ist mehr als nur Wettkampf, Sport oder Freizeitbeschäftigung. Heutzutage unterscheiden wir weltweit zwei Strömungen. Zum Einen wird Karate ausschließlich als Sport und ohne philosophischen Hintergrund betrieben, zum Anderen übt man sich im Karate Do als geistige und körperliche Form der Meisterung des eigenen Selbst.
Bei uns liegt der Schwerpunkt im Studium der Kata, deren Anwendung ( Bunkai ) und Selbstverteidigung. Es werden keine Bretter oder Ziegelsteine zerschlagen, auch die allgemein bekannten Kampffilme haben wenig zu tun mit der Realität, mit
dem Training, wie wir es gestalten.
Weiterhin stellt sich auch nicht die Frage welches ist das bessere Karate, oder welche Kampfkunst ist die optimale.
Eine Kampfkunst ist immer nur so gut wie die Person, die sie ausübt. Jeder Übende muss für sich selbst herausfinden, welche Art des Trainings zur eigenen Persönlichkeit, den körperlichen Fähigkeiten und Neigungen passt. Wir versuchen in unserem Training sowohl Karate als Sport zu betreiben, sowie auch als vielfältige, lebensbegleitende Kampfkunst.
DOJO KUN
Do = Weg, Pfad
Jo = Ort, Standort
Kun = Anweisung
Auf die Darstellung der japanischen Knji ( Schriftzeichen ) wird hier verzichtet.
DOJOKUN bedeutet also: Anweisung für den Ort des Weges
SAKUGAWA KANGA hat vermutlich die noch heute gültigen Regel, die sich bis zu BODHIDARMA und das Shaolin Kloster zurück verfolgen lassen können, für das TODE in Okinawa aufgestellt.
Jede der 5 klassischen Regeln beginnt mit HITOTSU, was soviel heißt wie EINS und endet mit KOTO, was wörtlich Sache, Ding, Ereignis, Umstand, Erfahrung, bedeutet. Die Schriftzeichen sagen also aus: ES IST WICHTIG, salopp ausgedrückt: SACHE IST. Die Reihenfolge der Regeln stellt dabei keine Wertigkeit dar.
In vielen traditionellen Dojo`s wird die DOJOKUN nach dem Training vom ranghöchsten Schüler laut und bestimmt vorgesagt und die anderen wiederholen den Text ebenso laut und kräftig. So wie die Techniken durch ständiges Training perfektioniert werden, sollen sich die Regeln auch im Geist der Übenden festsetzen.
Regel 1 bezieht sich auf das Verhältnis zu sich selbst:
Hitotsu! Jin kaku kansei ni tsutomeru koto!
Beachte! Bemühe Dich stets Deinen Charakter zu vervollkommnen!
Regel 2 bezieht sich auf das Verhältnis zur Welt:
Hitotsu! Makoto no michi o mamoru koto!
Bewahre den Geist der Aufrichtigkeit!
Regel 3 bezieht sich auf das stete Bemühen und Streben des Menschen in seinen Lebenszielen
Hitotsu! Doryoku no seishin o yashinau koto!
Beachte: Übe mit Ausdauer, damit Du Deine Ziele erreichst!
Regel 4 betrifft Höflichkeit und Etikette, Verhaltensformen, die man beachten sollte, um von seiner Umwelt akzeptiert und verstanden zu werden.
Hitotsu! Reigi o omonzuru koto!
Ehre die Prinzipien der Etikette!
Regel 5 bezieht sich auf gewaltloses Handeln
Hitototsu! Kekki no yû o imashimuro koto!
Verzichte auf Gewalt!
Es ist auch wichtig, sich vor begeistertem Heldentum zu hüten.Dojokun von Gichin Funakoshi
Gichin Funakoshi ergänzte das Dojokun seines Lehrers Anko Azato durch zwanzig eigene Grundsätze, die für mich wichtigsten habe ich herausgehoben:
Karatedo wa rei ni hajimari, rei ni owaru koto o !
„Karate beginnt und endet mit Respekt!“
Karate ni sente nashi!
„Im Karate gibt es keinen ersten Angriff!“ Hier meint er: kein böswilliges Handeln, keine Provokation
Karate wa gi no tasuke!
„Karate ist Helfer der Gerechtigkeit!“
Mazu jiko o shire, shikoshite tao wa shire!
„Erkenne dich selbst zuerst, dann den Anderen!“
Gijutsu yoi shinjutsu!
„Intuition ist wichtiger als reine Technik!“
Kokoro wa hanatan koto o yosu!
„Lerne deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn dann!Wazawai wa getai ni shozu!
„Unglück geschieht meist durch Nachlässigkeit!“
Dojo no mino karate to omou na!
„Karate ist nicht nur im Dojo!“
Karate no shugyo wa issho de aru!
„Die Ausübung des Karate geht ein Leben lang!“
Arai-yuru mono o karatek wa seyo, soko ni myo mi ari!
„Verbinde alles was du tust mit Karate, das ist der Zauber der Kunst!“
Karate wa yu no goto shi taezu netsudo wo ataezareba moto no mizu ni kaeru! „Wahres Karate ist wie heisses Wasser, das abkühlt, wenn Du es nicht beständig wärmst!“
Katsu kangae wa motsu na makenu kangae wa hitsuyo!
„Denke nicht ans Gewinnen, doch denke darüber nach, wie Du nicht verlierst!“
Tekki ni yotte tenka seyo!
„Wandle dich, abhängig vom Gegner!“
Tattakai wa kyo-jitsu no soju ikan ni ari!
„Ein Kampf verläuft immer so, wie du Kyo (Körper und Geist ungeschützt) und Jitsu (Körper und Geist geschützt) einsetzt!“
Hito no te ashi wo ken to omou!
„Stelle Dir vor, Deine Hand und Dein Fuß seien ein Schwert!“
Danshi mon o izureba hyakuman no tekki ari!
„Wenn du dein Zuhause verlässt, machst du dir viele Feinde!“
Kamae wa shoshinsha ni ato wa shizentai!
„Das Einnehmen einer Haltung gibt es beim Anfänger, später gibt es den natürlichen Zustand!“
Kata wa tadashiku jissen wa betsu mono!
„Kata muss korrekt geübt werden, im Kampf ist das eine andere Sache!“
Chikara no kyojaku; Karada no shinshuku; Waza no kankyo wo wasaruna!
„Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles verbunden mit der richtigen Atmung!“
Tsune ni shinen kufu seyo!
„Denke immer an Kufu (die Regeln), lebe und befolge sie jeden Tag!“